Ich liebe meine Heimatregion
- Nicolai Jacobs
- 13. Aug.
- 2 Min. Lesezeit
Ich liebe Köln – auch wenn ich eigentlich nie vorhatte, hier zu leben. 2020 hat es mich nur wegen meiner Freundin an den Rhein verschlagen. Heute kann ich mir kaum vorstellen, in einer anderen Stadt zu wohnen.
Aber in diesem Text soll es gar nicht um meine Liebe zu Köln gehen, sondern um die Liebe zu einer Region, aus der ich damals eigentlich gar nicht wegwollte: das Land an Saar und Mosel rund um Trier.
Dorthin zieht es mich immer wieder – trotz einer viel zu langen Zugfahrt, die schon manches Mal meine Geduld auf die Probe gestellt hat. Von Köln geht es zunächst mit dem RRX nach Koblenz, dann weiter mit dem SÜWEX in Richtung Saarbrücken. Die Strecke nach Trier gilt nicht umsonst als eine der schönsten Bahnstrecken Deutschlands: Die Mosel glitzert zwischen steilen Weinbergen, die sich im Wasser spiegeln. So mancher Frust über verspätete oder überfüllte Züge ist mir dort schon in den sanften Flusskurven davongeflossen.

Nach Stopps in Wittlich, Schweich und Trier endet meine Reise am Bahnhof meiner Heimatstadt Konz – nur einen Steinwurf von meinem Elternhaus entfernt. Für alle, die Konz nicht kennen (und das werden die meisten sein): Hier mündet die Saar in die Mosel, und unsere aktuelle Bundesbauministerin Verena Hubertz stammt von hier. Schon der römische Kaiser Valentinian I. wusste den Blick auf die Saarmündung zu schätzen und ließ sich nicht weit vom heutigen Standort meines Elternhauses entfernt eine Sommerresidenz errichten.
Wenn ich aus Köln zurückkomme, staune ich jedes Mal aufs Neue, wie schnell man hier zu Fuß an malerische Plätze mitten im Grünen gelangt – nicht nur an der Saar, sondern auch in unserem lokalen Wald, dem „Jeuchen“, oder im benachbarten Konzer Tälchen.
Zu meiner Heimat gehört aber auch die nur zehn Kilometer entfernte große Schwester Trier – die älteste Stadt Deutschlands, in der fast jede Epoche ein Denkmal hinterlassen hat. Die Porta Nigra (oder „Pochta“, wie wir sie auf Moselfränkisch nennen) aus der Römerzeit, die spätmittelalterliche Steipe, das Kurfürstliche Palais aus dem 17. Jahrhundert – und natürlich der Trierer Dom, der (sorry, liebe Kölner*innen) älter und geschichtsträchtiger ist als sein Pendant am Rhein. Der Hauptmarkt zählt für mich zu den schönsten Plätzen Deutschlands. Und das Beste: Von März bis November schenken dort Winzer*innen aus der Region ihre Weine an einem fest installierten Stand aus.
Trotz aller Unterschiede liebe ich Trier und Konz gleichermaßen. Sie füllen für mich den Begriff „Heimat“ mit Leben. In Konz habe ich den Großteil meines bisherigen Lebens verbracht: Ich ging dort zur Schule (übrigens auf dasselbe Gymnasium wie die Ministerin), habe Freund*innen gefunden, die bis heute zu den wichtigsten Menschen in meinem Leben zählen. Hier habe ich die ersten Male in Bürgerhäusern oder Grillhütten gefeiert, das erste Mal Alkohol getrunken, mich verliebt, Liebeskummer gehabt und die ersten Urlaube ohne Eltern geplant. Konz ist mein persönlicher Coming-of-Age-Roman – und ein einziger Spaziergang reicht, um all diese Erinnerungen wieder zum Leben zu erwecken.
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